Struwelbreaker (2016)

Es ist das wohl bekannteste und auch umstrittenste deutsche Kinderbuch: „ Der Struwwelpeter". 

Die Geschichten vom bösen Friederich, von Hanns-Guck-in-die-Luft, dem Suppenkaspar oder der zündelnden Pauline kennt wohl jeder.
Seit seiner Entstehung 1844 durch den Arzt und Psychologen Dr. Heinrich Hoffmann polarisiert er, vor allem durch seinen schwarzen Humor und seine Zeigefingerpädagogik. Doch orientiert er sich auch an zeitlosen Erziehungsproblemen: Wen erinnert „Hanns Guck-in-die-Luft“ nicht an die Generation Smartphone, von denen so mancher, gebannt vom Display, blind für seine Umwelt geworden ist?
Es ist gerade diese, unsere Umwelt, von der Kinder durch abschauen und imitieren lernen.
Jedoch oszillierend zwischen Schule und durchgetakteter Freizeit fehlt ohnehin die Zeit, die Welt um sich herum in Ruhe zu betrachten.
Und überhaupt: Wo sind die Situationen, in denen man auch einmal anders sein kann, sich hängen lassen, unperfekt sein darf?
Inspiriert vom bitterbösen Humor des Struwwelpeters greift Helga Roßner in ihrer neusten Bühnenproduktion den Widerspruch zwischen Freiheit und Regulierung auf, immer mit dem Blick auf die Konsequenzen menschlichen Handelns. Und diese sind auch den 27 Tänzerinnen und  Tänzern im Alter von 3 bis 64 Jahren wichtig. Es gilt mit und ohne Handicap authentischen Ausdruckstanz und schwer tragende Pädagogik augenzwinkernd in Einklang zu bringen um zusammen etwas auf die Bühne zu stellen: Das ist gelebte Inklusion!
Dieses Jahr holt das Integrative Tanztheater die Geschichten des Struwwelpeters ins Jetzt. Dabei soll die Änderung des Namens sowohl Hommage als auch kritischer Bruch sein. Ausgehend von persönlichen Erfahrungen bietet das Stück ein höheres Identifikationspotential als seine literarische Vorlage. Das jugendliche Bühnenbild scheut auch den Kontakt mit Graffiti nicht und die stimmungsgeladene Musik verleiht dem Stück den emotionalen Tiefgang. Doch das alles dient letztlich einem Zweck: dem gemeinsamen Tanz. Und gemeinsam bedeutet inklusiv – Seite an Seite, alle für alle.